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Schuhkarton und Philokartie
![]() Jede alte Ansichtskarte hat ihren besonderen Reiz und steht mal nicht das sofort sichtbare Motiv ganz vorne auf der Bedeutungsskala, so können die Herstellungsart, die Briefmarke, der Stempel oder der Text und sonstige "Kleinigkeiten" interessant sein und auch aussagekräftige Zeugen einer vergangenen Zeit darstellen. Damit erweitert sich das Gesamtbild des Ansichtskartensammelns von dem Einstecken schöner Bilderkärtchen in den "Schuhkarton" zur Philokartie, zu einer detektivischen Erforschung von vielseitigen Informationen die eine Ansichtskarte zweifellos für den bereithält, der sie zu entschlüsseln versteht. |
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Nummer 262.
Dahme 1914, "Treu deutsch bis ins
Mark". Dürfte wohl eine
propagandistische Einstimmung des Volkes auf den 1.
Weltkrieg zu "wilhelmistischen Zeiten" gewesen sein. Dabei
wurden romantische und nationalistische Ideale und Gefühle
aus den Befreiungskriegen versinnbildlicht. Sicherlich
sollte man alle historischen Ereignisse zunächst aus sich
selbst heraus betrachten.
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Unter der Rubrik: "Ereignisse" ist wiederum ein "Stern" am Kartenhimmel" aufgegangen: Eine Ansichtskarte im Jugendstil vom 11. Gesangfest, 1903 der 1888 gegründeten Sängervereinigung Liuba in Dahme. Gründer war der Bundeschormeister und Kgl. Musikdirektor Groskopf aus Lübben, Damals waren z.B. Sänger aus Gesangvereinen folgender Orte beteiligt: Lübbenau, Luckau, Dahme, Zossen, Baruth, Wendisch Buchholz, Gießmannsdorf und Schönwalde. Die Liuba war auch Mitglied im deutschen Sängerbund. Die schöne Namensgebung ist wohl auf die sorbische Göttin der Liebe zurückzuführen zu deren Ehren ein "Liuba-Stein" im Lübbener Hain aufgestellt wurde. Die Karte wurde mit der Drucktechnik der Autotypie oder Netzätzung hergestellt, die darauf beruht, dass Fotografien und Bilder nicht zeitraubend mit herkömmlichen Drucktechniken wie des Steindrucks auf das Papier gebracht wurden, sondern auf einer asphaltbeschichteten Druckplatte belichtet, chemisch geätzt und mit der Möglichkeit der Halbtondarstellung durch Raster billig und schnell erzeugt werden konnten.
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Nummer 279.Diese Karte, ein Motiv aus der Jüterboger Straße, ist mit dem "Edeldruckverfahren" des Lichtdruckss der Phototypie hergestellt. Im Vergleich zu der Grusskarte 59 oder Nummer 275 also ohne Rasternetz. Dieses manuell ausgeführte, fotochemische Verfahren zur Herstellung des Druckstockes wurde eher für geringere Auflagen eingesetzt und eignet sich nicht für den Fotodruck in Zeitungen wie etwa die Autotypie. Beim Chromgelatineverfahren des Lichtdrucks wird eine lichtempfindliche Schicht aus Gelatine und Chromaten auf eine Glasplatte aufgebracht. Diese wird durch UV-Licht mit einem Negativbild belichtet. Es bildet sich ein Gelatinerelief, dass nach dem Abspülen der verschieden-löslichen Chromate mit Wasser die Druckplatte ergibt. Der Belichtungsintensität ist hier also direkt proportional zum Aushärtungsgard. Vor dem Druck wird die Gelatineplatte mit einem Glyzerin-Wasser-Gemisch angefeuchtet dabei wird die Halbtondarstellung (Graustufen) nach folgendem Zusammenhang ermöglicht: Viel Licht ---> Geringe Härtung = starke Quellung, wenig Druckfarbe. Wenig Licht---> Starke Härtung = Schwache Quellung, viel Druckfarbe. In Frankreich wurde dieses Flachdruckverfahren erfunden und vom Deutschen J.Albert Ende des 19.Jh. weiter entwickelt
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Unser neuester Zugang aus dem Jahre 1900 fällt unter die Rubrik der Fotoansichtskarten und ist ein echtes "Schätzchen": Nummer 317 und zum Vergleich, siehe auch Nummer 120B Fotoansichtskarten, siehe links, sind meistens Fotos des eigenen Hauses oder Grundstückes die dann von einem Fotoatelier auf Postkartenformat entwickelt. Hergestellt wurden diese alten Foto-AK überwiegend im Bromsilberdruck, wobei hier eigentlich nichts gedruckt wird, sondern silberbromidhaltiges, Gelatine beschichtetes Papier auf Meterrollen, belichtet wird. Das Adressfeld wird später auf die Rückseite gedruckt, um die Karte als Postkarte verschicken zu können. Unter Lichteinwirkung wird das Bild im Laufe der Jahrzehnte grau oder gelbbraun, welches auch durch das Brom verursacht wird. Das private Umfeld des Fotografen, wie zum Beispiel die Familie beim Feiern, das eigene Haus, das eigene kleine Geschäft, die Wohnstraße, das Mietshaus, das neu erworbene Auto oder Motorrad, der Offizier mit seiner Truppe, der Student mit seinem Corps, Unfälle, Katastrophen oder verschiedenste gesellschaftliche Ereignisse sind gängige Motive. Diese Karten erschienen nur in geringen Auflagen und sind nahezu einmalig, weil sie unter bestimmten Vorraussetzungen einen einmaligen geschichtlichen Rückblick in die Zeit, zu bestimmten Objekten oder Ereignissen erlauben. Dadurch können Foto-AK’s auf Grund ihrer Einzigartigkeit sehr wertvoll sein.
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Kombinationsverfahren: Heliochromdruck Ein gutes Beispiel für diese Drucktechnik ist unser Neuzugang aus dem Jahre 1904 mit der Nummer 322. Eine Karte mit dem Motiv der Hauptstraße ist nun wirklich oft genug in der Sammlung präsentiert, denken vielleicht einige. Doch die Art der Herstellung und ihre Besonderheiten sind oft sehr unterschiedlich, obwohl vielleicht das selbe Photo "Pate" gestanden hat. Bei dieser Karte treffen mehrere typische Merkmale aufeinander: 1.) Drucktechnik: Heliochromdruck, d.h. der Schwarzdruck ist eine Phototypie (Lichtdruck) und die Kolorierung wird durch den Steindruck, d.h. mit verschieden Litographiesteinen erzeugt. Hier wurde sehr gute Arbeit von der Druckerei abgeliefert, weil die farbigen Stellen ohne großen Versatz passgenau in die Bildstellen eingedruckt wurden. Diese Technik wurde seltener eingesetzt, weil sie nur für kleinere Stückzahlen wirtschaftlich war. 2.) Der Farbverlauf im Hintergrund war damals auch sehr in Mode und wird im Fachjargon "Irisdruck" genannt. Streng genommen handelt es sich hier aber nicht um einen echten Irisdruck, wie beim Autochromverfahren (nächstes Thema!) oft üblich war, weil die Farben nicht regelrecht ineinander verlaufen. Die zusätzliche Steindruckplatte , die zwei oder mehr Farben trug, hier orange und rot, "punktet" das "Abendrot" gröber ein. 3.) Einzelansicht - Ansichtskarte: Ein zentrales größeres Bild im Lichtdruck wurde auf der Vorderseite verwendet. Dieses lief zu den abgerundeten Rändern hin aus. Der restliche Platz war für Mitteilungen auf der Vorderseite, die bis 1905 auch nur dort in Erscheinung treten durften. Danach durfte auch die linke Seite der Vorderseite einer Postkarten beschrieben werden. 4.) Typisch war auch die Farbe der Beschriftung mit "Rötel", einer mineralischen roten Farbe. |
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Ansichtskartengewerbe in Dahme:
Aufgrund der enormen Nachfrage und der großen Sammelleidenschaft am Ende des 19. Jahrhunderts können wir mittlerweile davon ausgehen und auch belegen, dass sich in der zugrunde liegenden Photographietechnik, der Reproduktion (Druckvorstufe) und in Bezug auf das litographische Ansichtskartendesigns, des Druckes und des Vertriebes eine arbeitsteilige Form im Ansichtskartengewerbe des deutschen Reiches entwickelte und viele Dahmer Verleger, Geschäfte und auch Drucker ein Teil dieser industriellen Infrastruktur war . Anhand von Dahmer Karten kann nachgewiesen werden, dass zwar der Verleger (wie z.B. Höhnemann) in Dahme ansässig war, aber das Design im vorliegenden Falle einer "Gruss aus Karte, 1899" von der Kunstverlagsanstalt Metz in Tübingen geschaffen wurde. Der Druck dieser Karte als Chromolitographie auf Naturkarton wurde aber schließlich bei der "Kunstanstalt Garte" in Leipzig durchgeführt, die zu dieser Zeit wegbereitend war für hochwertige Litographien und mit Metz geschäftlich in engem Verhältnis stand. Metz war ein "ganz großes Fisch" im "Ansichtskartenmeer" der damaligen Zeit und produzierte und verlegte Karten bis in Übersee. Schwierig für die Drucker zwischen 1890 und 1920 war immer der Spagat einerseits preisgünstig dem Verleger die Karten zu liefern, hohen Durchsatz zu gewährleisten, den Markt zu befriedigen und immer die modernsten und besten Druckverfahren einzusetzen. |
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photographen- und verlagsliste
Wer sammelt noch Ansichtskarten
von Dahme? Wir sind an einem Erfahrungsaustausch sehr
interessiert. Carsten Fischer & Candy Fischer (geb. Lehmann) |